Abschlussarbeit zum Thema “Quartiere als urbane Integrationsschleuse”

Urbane Integrationsschleuse: Rolle und Funktion sozial passiv segregierter Stadtquartiere und die damit einhergehende Herausforderung für die Stadtpolitik am Beispiel von Mülheim an der Ruhr

Masterarbeit von Sebastian Kurtenbach
2012 (Ruhr-Uni Bochum, Fakultät für Sozialwissenschaft)

Zusammenfassung

Ausgehend von der Beobachtung, dass Städte als relativ große, dichte und heterogene Siedlungen durch Zuwanderung und nicht durch Geburtenüberschuss wachsen, fragt die vorliegende Arbeit nach der sozialräumlich verorteten Funktion armutsbelasteter Stadtgebiete für den Integrationsprozess der Zuwanderer. Dazu wird zu Beginn der theoretische Rahmen hinsichtlich dieser Funktionsübernahme durch die Transformation von der industriellen zur postindustriellen Stadt gespannt und es werden die drängendsten Herausforderungen benannt, vor denen Städte heute stehen. Darauf aufbauend wird die zunehmende Differenzierung in urbanen Räumen anhand des Dreistufenmodells von Hamm strukturiert. Aus der funktionalen und sozialen Differenzierung ergibt sich somit in Bezug auf die Fragestellung der Untersuchung die Konzeption der urbanen Integrationsschleuse. Diese bietet Erklärungsansätze, wie Zuwanderung sozialräumlich organisiert wird. Den Ausgangspunkt bildet die Feststellung, dass sich Zuwanderer nicht proportional über die Stadt verteilen, sondern in bestimmte Stadtgebiete ziehen. Dieser Ungleichverteilung liegen Segregationsmechanismen zugrunde. Zugleich findet der Weg zur Integration in die Aufnahmegesellschaft in diesen Gebieten auch räumlich seinen Anfang. Im positiven Sinne finden dort Zuwanderer Bewohner mit ähnlichen Erfahrungen wie die eigenen vor, die ihnen beim Ankommen helfen können. Zudem helfen vorhandene Strukturen wie Arbeitsgelegenheiten, auch ökonomisch Fuß zu fassen. Somit hat die urbane Integrationsschleuse zwei wesentliche Merkmale: die Sockelbevölkerung und die Verteilerfunktion. Die Sockelbevölkerung besteht aus Zuwanderern, die seit längerer Zeit im Gebiet leben und Neuankömmlingen durch Know-how-Transfer und Arbeits‐ sowie Wohngelegenheiten helfen können. Die Verteilerfunktion wird daran deutlich, dass es zwar eine hohe Zuwanderungsrate ins Gebiet gibt, die Zugezogenen jedoch nicht lange dort leben. Entweder ziehen sie in ein anderes armutsbelastetes Gebiet oder in ein besseres Gebiet. Im Falle einer urbanen Integrationsschleuse ziehen die meisten in bessere Gebiete. Da urbane Integrationsschleusen die Stadtpolitik vor eine Reihe von Herausforderungen stellen, wurden vier besonders relevante Politikfelder identifiziert. Diese beschreiben zugleich die Aufgaben, die bewältigt werden sollten, um urbane Integrationsschleusen positiv zu gestalten. Das Konzept der urbanen Integrationsschleuse wurde am Beispiel Mülheim an der Ruhr untersucht. Dazu wurden drei Hypothesen aufgestellt. Die erste befasst sich mit der Identifizierung einer urbanen Integrationsschleuse. Die zweite geht von der Existenz einer Sockelbevölkerung aus, und die dritte fokussiert auf die Verteilerfunktion. Alle drei Hypothesen wurden bestätigt. Die Arbeit schließt mit konkreten Handlungsempfehlungen für die Stadt Mülheim an der Ruhr, wie sie mit der urbanen Integrationsschleuse adäquat umgehen kann. Diese Handlungsempfehlungen orientieren sich an den vier besonders relevanten Politikfeldern: Arbeitsmarkt, Integration, Bildung und Stadtentwicklung. Das Fazit fasst die inhaltlichen Erkenntnisse der Arbeit zusammen und liefert zugleich die Grundlage für weiterführende Arbeiten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert